Stadtmuseum Oldenburg 1850

(Fortsetzung der Tour durch das Stadtmuseum, dem auch alle Texte und die historische Aufarbeitung gehört.)

„Heil Dir, o Oldenburg!“ – Die äußere Entwicklung der Residenzstadt

Mit dem Ende der Dänenzeit (1773) und der Erhebung der Grafschaften Oldenburg – Delmenhorst zum Herzogtum begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Landes und der Stadt Oldenburg.

Noch am Ende des 18. Jahrhunderts waren die alten Festungsanlagen, die den Siedlungsbereich auf die Fläche der heutigen Altstadt (= Fußgängerzone) begrenzten, abgetragen worden. Auf den Wällen wurden Promenaden angelegt. Auch das Theater entstand auf diesem neu gewonnenen Gelände und zeugt – wie u. a. auch das Ausstellungsgebäude „Augusteum“ – von der Förderung des kulturellen Lebens durch die hier (bis 1918) residierenden Landesherren.

Das Augusteum, das seinen Namen zum Andenken an den Großherzog Paul Friedrich August (1782-1853) trägt, war das erste Museumsgebäude in der Stadt und im Großherzogtum Oldenburg. In den Jahren 1865-67 im Stil eines florentinischen Stadtpalastes errichtet, zeigt es sich hier (links) noch mit dem ursprünglichen Balustradenund Figurenschmuck in der Dachzone.

Modell Oldenburg um 1850

Modell Oldenburg um 1850

Namentlich unter Herzog Peter Friedrich Ludwig (reg. 1785 – 1829), fortgesetzt dann unter seinem Sohn, Großherzog Paul Friedrich August (reg. 1829 – 1853), erhielt die Stadt ein spätklassizistisch geprägtes Aussehen. Nicht nur im Schlossbereich entstanden repräsentative Gebäude. Die Vergrößerung des Militärs nach 1815 erforderte zur Unterbringung der Soldaten neue Kasernen. Die Stadt wuchs über die Grenzen hinaus, die die Wälle ihr gezogen hatten. Durch die Anlage des Schlossgartens, und weil nun mehr Platz zur Verfügung stand, entwickelte sich Oldenburg zu einer Stadt im Grünen.

Elisabethstraße mit dem Augusteum, um 1870; Heinrich Schilking (1815-1895)

Elisabethstraße mit dem Augusteum, um 1870; Heinrich Schilking (1815-1895)

Daran änderte auch die Industrialisierung nichts, die in Oldenburg eher verhalten ablief (am Stau, im Bahnhofsviertel, stärker im noch nicht eingemeindeten Osternburg). Zusammen mit der Zunahme des Militärs und der Vergrößerung der traditionell hier angesiedelten Verwaltungs-, Behörden- und Dienstleistungseinrichtungen bewirkte sie einen ständigen .Anstieg der Einwohnerzahlen (1807: 4.692; 1855: 11.370; 1895: 25.472).

Das erste Ausgreifen der Wohnbebauung war auf den Norden und Nordwesten gerichtet gewesen. Erst mit der Eisenbahnanbindung (1867) und der Errichtung des Bahnhofs wurde das siedlungsunfreundliche Gelände im Osten („Moorstücken“) um 1 – 2 m erhöht und zügig bebaut. Noch später, erst nach der Jahrhundertwende und gleichfalls nach vorangegangener Geländeerhöhung, konnte die Aufsiedlung des Gebietes westlich der Altstadt („Dobben“ = Sumpf) abgeschlossen werden.

„…in ihren Angelegenheiten mit freier Selbständigkeit zu wirken…“ – Oldenburg erhält eine Verfassung

Weit weniger als in den vorangegangenen Jahrhunderten einer Geschichte konnte sich Oldenburg – Staat und Stadt – bei Eintritt in das 19. Jahrhundert außerhalb des Zeitstroms stellen. Hierzu gehörte, neben dem Problem der Schaffung eines deutschen Nationalstaats, vor allem die Frage nach der Verfassung und die Aufnahme der Menschen- und Bürgerrechte darin.

In den absolut regierten deutschen Staaten hatte es bis dahin keine schriftliche Festlegung des Staatsaufbaus und der Rechte von Volk und Fürst gegeben. Mit Zunahme der liberalen Bewegungen – auch international – wurden in Deutschland Forderungen laut, den Einzelstaaten Verfassungen und Volksvertretungen zu geben, wozu es auch in einigen Territorien kam. In Oldenburg traten – gewissermaßen auf unterer Ebene, weil es hier offenbar leichter fiel – neue Ordnungen der kleineren Städte (Delmenhorst 1817, Wildeshausen, Vechta u.a. 1820) und eine Landgemeindeordnung (1832) in Kraft. 1833 erhielt die Stadt Oldenburg eine neue Stadtordnung, die auch formal die Gültigkeit ihres mittelalterlichen Stadtrechts beendete. Das gleichzeitige Projekt einer Verfassung für den Staat Oldenburg scheiterte jedoch.

Erst vor dem Hintergrund der revolutionären Bewegung des Jahres 1848 trat eine Wende ein. Im April hatte das ganze deutsche Volk eine Nationalversammlung gewählt, die einen Verfassungsentwurf für das Deutsche Reich erarbeitete mit einem Katalog von Grundrechten, einem frei gewählten Parlament und einem Kaiser an der Spitze. Auch wenn dies (noch) nicht in die Tat umgesetzt werden konnte, die Revolution 1849 scheiterte, war doch der Zug der Zeit nicht mehr aufzuhalten.

In Oldenburg, einem der seinerzeit letzten verfassungslosen Bundesstaaten, gelang es, das Zugeständnis zur Wahl eines Landtages (Juli 1848) abzuringen, der mit der Regierung des Großherzogs eine landständische Verfassung aushandelte. Dieses „Staatsgrundgesetz“ vom 18. Februar 1849 geriet vergleichsweise liberal. In seiner1852 revidierten Form hatte es dann im wesentlichen bis Anfang 1919 Bestand.

„Oldenburger waren auch dabei…“ – Oldenburg und die großen Ereignisse

Das Zeitalter Napoleons ließ auch das fern von den größeren Verkehrsströmen gelegene Oldenburg nicht unberührt. Von 1811 bis 1813 gehörte das Herzogtum Oldenburg – und damit auch die Residenzstadt – als Teil des Departements Wesermündung zum französischen Kaiserreich. Zahlreiche Landeskinder mussten Dienst In der französischen Armee tun, nur wenige kamen vom Russlandfeldzug 1813 zurück. Als sich Napoleons Blatt wendete, wurde eine zu frühe Erhebung im Oldenburgischen mit Standgerichten unterdrückt.

Peter Friedrich Ludwig erklärt nachträglich zuvor von den französchen Besatzern Verurteilte für unschuldig, 1814

Peter Friedrich Ludwig erklärt nachträglich zuvor von den französischen Besatzern Verurteilte für unschuldig, 1814

Der Wunsch nach einem Nationalstaat, die große nationale Begeisterung, die in den Befreiungskriegen weite Verbreitung fand, wurde vom Wiener Kongress 1814/15 nicht erfüllt. Auch die Revolution von 1848 (die in Oldenburg nicht stattfand) scheiterte in dieser Frage. Immerhin schuf die Frankfurter Nationalversammlung eine (nationale) Bundesmarine, die für kurze Zeit, bis 1852, bestand und in der auch Stadtoldenburger dienten. Einer der Stationierungsorte war das oldenburgische Brake.

Die Jahre danach waren gekennzeichnet von der Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich um die Vormachtstellung in Deutschland. Die Frage, ob eine Einigung „großdeutsch“ (unter Einschluss Österreichs) oder „kleindeutsch“ (ohne Österreich, unter Führung Preußens) abliefe, wurde 1866 militärisch entschieden zugunsten Preußens. Das Großherzogtum Oldenburg, das mit seinen Truppen auf der Seite Preußens am Mainfeldzug teilgenommen hatte, konnte seine staatliche Selbständigkeit (anders als das Königreich Hannover) noch kurz wahren; allerdings mussten 1867 bei Schaffung des Norddeutschen Bundes (unter Führung Preußens) die Post- und Militärhoheit aufgegeben werden.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 fanden dann die Einigungsbestrebungen mit der Gründung des Deutschen Reiches ihren Abschluss. Bei der „Kaiserproklarnatlon“ (Ausrufung König Wilhelms von Preußen zum Deutschen Kaiser) im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles am 1. Januar 1871 war auch Großherzog Nikolaus Friedrich Peter anwesend.

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