(Fortsetzung der Tour durch das Stadtmuseum, dem auch alle Texte und die historische Aufarbeitung gehört.)
Stadt und Militär – Festung (um 1750) und Garnison
Die über einhundert Jahre währende Dänenzeit (1667-1773) wird traditionell und vor dem Hintergrund der Ära Anton Gunthers gering eingeschätzt. Die Herabstufung zur bloßen Provinzstadt, die mangelnde Präsenz des (neuen) Landesherrn wie auch die Tatsache, dass aus dem Land mehr Geld nach Kopenhagen floss als reinvestiert wurde, mag als Gründe angeführt sein. Hinzu trat vor allem eine für jeden spürbare Belastung: der Befehl des Königs, Oldenburg als uneinnehmbare „Königsfestung“ auszubauen und so den vom Mutterland entfernten Außenposten zu sichern.
Die Umsetzung bedeutete, dass in großem Maßstab künstliche Wasserzüge und riesige Erdmassen bewegt werden mussten. Die Hauptlast bei den Außenarbeiten hatte umschichtig im Rahmen von Hand- und Spanndiensten die Landbevölkerung zu tragen. Für die stadtseitigen Mauerzüge war die Stadtbevölkerung zuständig. Ihr waren nicht nur höhere Steuern auferlegt, sie hatte auch die Zwangseinquartierung zu ertragen (zeitweise bis zu 1000 Soldaten).
1741 war die Festung fertiggestellt, aber schon 1764 wurde sie aus dem ‚Register der „Königsfestungen“ gestrichen, d. h. keine Maßnahmen mehr zu ihrem weiteren Unterhalt veranschlagt. Angesichts der Erfahrungen mit der fortgeschrittenen Artillerietechnik im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) versprachen konventionelle Festungsbauten keinen Schutz mehr. Es kam – wie andernorts auch – zur „Entfestung“, zur Einebnung des Geländes und zum Verkauf.
Mit dem Ausbau zur Festung und der Stadtionierung von Soldaten wurde in Oldenburg auch die Tradition als Garnisonsstadt fortgesetzt. 1773 erlangten die dänischen Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst wieder Selbständigkeit, 1774 wurde das Territorium zum Herzogtum erhoben und Oldenburg wieder Residenzstadt.
In die Regierungszeit Herzog Peter Friedrich Ludwigs (reg. 1785-1829) fiel die Gründung der Oldenburgischen Infanterie (1813) und der Bau der ersten Kaserne (1819, am Pferdemarkt). Unter seinem Nachfolger Paul Friedrich August (reg. 1829-1853) entstanden weitere Militärgebäude – für Infanterie, Artillerie und Reiterei. Zwar gab der oldenburgische Staat in einer Konvention mit Preußen (1867) zu dessen Gunsten seine Militärhoheit auf, aber Militärisches gehörte nach wie vor zum Stadtbild und stellte einen nicht unwichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Bis 1918 z. B. Hatten Militärpersonen (mit Familienangehörigen) einen Bevölkerungsanteil von 10 bis 15 % an der Stadtbevölkerung.