Wie Oldenburg Naziland wurde

50 Oldenburger PfennigDen zweiten Stock des Landesmuseums hatte ich bei meinen Fototouren bisher übersehen. Dabei ist das dort Gezeigte höchst interessant. Es holt nämlich den Dämon „drittes Reicht“ aus der Abstraktheit der Ferne („Da ist weltweit etwas schreckliches passiert.“) näher heran. Genau genommen bis in die eigene Stadt. Da bekommt man doch einen anderen Eindruck.

Hier mal als Anreiz Material von einer Ausstellungstafel:

Plakat zur Reichspräsidentenwahl, 1932Aufgrund sinkender Einnahmen und wachsender Verschuldung der Oldenburger Bauern formierte sich Ende 1927 im Oldenburger Land eine bäuerliche Protestbewegung, die sich den Namen „Landvolkbewegung“ gab. Schon bald schlossen sich Handwerker und Kaufleute dem bäuerlichen Widerstand an. Im Januar 1928 nahmen in der Stadt Oldenburg 30.000 Menschen an einer Protestkundgebung teil. Sie forderten einen Zollschutz für die oldenburgische Veredlungswirtschaft, steuerliche Erleichterungen und ein Einfrieren der Beamtenbezüge. Nachdem der Massenprotest kurzzeitig abflaute, radikalisierte sich die Bewegung im Frühjahr 1929. In der Wesermarsch verweigerten ihre Anhänger Steuerzahlungen und die Tilgung der privaten und staatlichen Kredite. In Notgemeinschaften wehrten sich die Bauern zum Teil erfolgreich gegen Zwangsversteigerungen, indem sie Auktionen störten und willige Bieter einschüchterten.Adolf Hitler und Carl Röver bei einer Kundgebung auf dem Pferdemark, 1931
Die Landvolkbewegung wurde zunehmend anfällig für völkische und antisemitische Propaganda und damit zum Sammelbecken der Nationalsozialisten, die so Zugang zu breiten Wählerschichten Oldenburgs erhielten. Im Freistaat entwickelte sich die NSDAP innerhalb von zwei Jahren von einer Splitterpartei zur Mehrheitspartei. Bereits bei den Landtagswahlen Ende 1932 erhielt sie die absolute Mehrheit. Mehr als ein halbes Jahr vor der reichsweiten Machtübernahme trat im Juni 1932 in Oldenburg die erste rein nationalsozialistische Regierung ihr Amt an.

Dorfkirche Schönemoor, wahrscheinlich 1935Und auch für Delmenhorster, das damals ja zum Freistaat Oldenburg gehörte, kann ein Besuch interessant sein. In Schönemoor spielte die Kirche nämlich wohl auch keine allzu rühmliche Rolle, wie das nebenstehende Bild zeigt.
Für Studenten beträgt der Eintrittspreis übrigens lediglich 3 Euro. Dafür kommt man dann nicht nur ins Schloss, sonder auch ins Augusteum und Prinzenpalais.

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