„Eine bunte Mischung“

Es soll ein neues, wie man das heute in Deutschland nennt, „Quartier“ werden. „Inspiriert von Projekten in Hamburg und Berlin.“ Dabei soll der Bereich südlich des Oldenburger Bahnhofs und auf der gegenüberliegenden Seite, wo heute noch die Kräne von Rhein Umschlag stehen, „umgewandelt“ werden. Direkt in urbanes „Feeling“.

Es gibt interessante Sachen zu lesen auf der Internetseite der Planer (die übrigens ziemlich billig wirkt). Man spekuliert am Chinemaxx-Corner *hust* auf „eine bunte Mischung [Mieter] der gehobenen Mittelschicht aufwärts„. Also schon mal nichts für Menschen die Leben in ein Viertel bringen. Diese Mieter sollen dann in Häusern wohnen, deren Form an die „großflächige Architektur der innenstadtseitig gelegenen Bürogebäude“ angepasst ist. Sind das nicht die Klötze, die nach 10 Jahren keiner mehr sehen will, weil sie so lieblos sind und hässlich verwittern? Was mich jetzt so sauer machte, dass ich diesen Artikel schreiben musste, war, dass die Arbeitsagentur nun als Standortfaktor wirkt, der – Achtung! – „bei anhaltend hohen Arbeitslosenquoten in Oldenburg für regen Besucherverkehr“ sorgt. Wie ignorant kann man sein? Das passt auch, dass man (sicherlich „leider“) den alten – wie ich finde 10 mal schöneren – Schlachthof erhalten musste will. Und damit auch alle in Zukunft Platz haben müssen lediglich ein paar „Freaks“ (Originaltext!) weichen. Warum ist das hübsche Klinkerhaus nicht auf dem Plan?

Aber es gibt sicherlich auch interessante Sachen, oder? Z.B. die sog. Marina, ein kleiner Wasserarm auf der Südseite. Da liegen dann bestimmt ein paar kleine schön anzusehende Schiffchen an. Oh, nein: „Die Idee wurde mangels Nachfrage aufgegeben.“ Was ist mit dem Maritimen Kompetenzzentrum Oldenburg? Auch kein Interesse. Dann bleiben halt noch die „Wohngrundstücke in exklusiver Lage“ und das Dienstleistungsgebäude und das Hotel. Da kann man dann auf der Nordseite auch bald nicht nur den Bahnverkehr des Jade-Weser-Ports „sehen, hören und spüren„. Die Puffs im Hafenbereich sind übrigens super: „Traditionsgaststätte „Kajüte“ und das neuere „Eros-Center“ […] garantieren die Frequentierung des Quartiers Alter Stadthafen auch in den Nachtstunden„. Und wenn es da zu voll ist geht man halt in die neue Großraumdisko am „Corner„!

Ich finde es eigentlich sogar schön, dass sich in dem Bereich, in dem früher mal Gleisanlagen lagen und der heute etwas heruntergekommen ist,  etwas tut. Doch man merkt sehr, dass es hier nicht um wirkliche Gestaltung geht, sondern die Suche des Geldes nach Anlagemöglichkeiten. „Exklusiv“ und „urban“ und vor allem teuer. Oder irre ich mich und das ist heute „Stadtentwicklung“?
Man hat sich also tatsächlich von dem toten Dienstleistungsviertel an Hamburgs Wasser inspirieren anstecken lassen? Eine schöne Uferpromenade… so schön mit herrlichen Betontreppen. Da ist man dann auch schön alleine sitze – nach dem ersten Ansturm. Die „Freaks“ sind ja weg.

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