Mobiles Zahlen kommt schleichend voran?

Update 3.3.: Gestern kam ein neues Video vom Cashkurs heraus, ein Interview mit dem Herren, der u.a. auch gerade seine GEZ bar bezahlen möchte…

Der Artikel zur angeblich schlecht angenommenen Möglichkeit unterwegs zu bezahlen rief enormes Hinterkopfkratzen hervor. Ist es wirklich schon so weit mit dem Neusprech und der Umdeutung von Wörtern, dass selbst bei heise so eine Überschrift durchkommt? Ist Bargeld nun plötzlich mit einer Kette und Erdanker ortsunveränderlich?

Freiheit stirbt scheibchenweise

Freiheit stirbt scheibchenweise

Es schlägt auffällig in die gleiche Kerbe wie die Gedanken der Regierung Bargeldzahlungen auf 5000€ zu begrenzen. Basiert auf einer Studie: von der Regierung beauftragt und bezahlt. Und sowieso: die anderen Staaten haben es ja schon. Zum Schutz vor Geldwäsche und den ganzen bösen Leuten sowieso. Das dies in anderen Ländern schon nicht funktioniert, obwohl diese diese Freiheitsbeschränkung durchgedrückt haben, ist nicht von Belang. Hier eine Gegenüberstellung, auf Basis vieler Leserkommentare in Foren.

Bargeld hat unschätzbare, von so vielen Leuten übersehene, Vorteile gegenüber Giralgeld (was genau genommen überhaupt kein Geld, sondern nur ein Versprechen darauf ist):

  • Es ist nicht überwachbar. Keinen geht an, wer was wie wann wieso kauft. Es kann somit auch nicht zur politischen Repression genutzt werden. Die Wichtigkeit dieses Punktes kann man überhaupt nicht über-betonen, selbst wenn es uns heute unmöglich relevant scheint.*
  • Bargeld kann gehortet werden: Ist die Kaufkraft vielleicht auch nicht fix (ebenso wie bei Giralgeld) kann es jedoch nicht einfach nach Gutdünken anderer schwinden. Und man sieht hilflos zu.
  • Es ist schnell – schneller als jegliche Kartenzahler.
  • Es ist robust – es bestehen keine Abhängigkeiten zu Internetverbindungen, Stromversorgungen oder leeren Akkus.
  • Man kann nur so viel ausgeben, wie vorhanden. Eine Verschuldungskosumkultur (wie mit Kreditkarten oder Dispo) ist deutlich weniger dynamisch, da mit hohen persönlichen Aufwenden verbunden.
  • Man hat ein hervorragendes Gefühl dafür, wie viel man wofür ausgibt, da es durch die eigenen Hände geht. Ein nicht durch die Zahl auf einem Display zu ersetzendes Gefühl, da nicht haptisch.
  • Es ist nicht hackbar, kann nicht durch Trojaner oder infizierte Handys abgefangen werden. Ein Grund, der in Zukunft immer wichtiger werden wird.
  • Bargeld verringert die Einlage bei der Bank wodurch diese weniger unkontrolliert Giralgeld schöpfen kann.

Diese Tatsachen bewegen sich für Regierungen irgendwo zwischen „egal“ bis „negativ“ (da nicht kontrollierbar). Die Chance genau dann überfallen zu werden, wenn man mit seinem Geld auf dem Weg zur Bezahlung seines neuen „gebrauchten“ Autos ist, und nicht die 99,9% der anderen Fälle ist ziemlich theoretisch. Wie oft wurdest du schon überfallen?

Reines Giralgeld bietet natürlich für Staat, Banken und Unternehmen einige große Vorteile:

  • Die perfekte Grundlage für diktatorische Machtstrukturen. Du hast die falsche/eine unbequeme Ansicht zu „Thema X“, oder es gab einfach ein Fehler in der Verwaltung? Zack, einfach das Geld eingefroren. Gibt wohl kein Abendbrot heute… (Versehen passieren nicht? Naja…)
  • Das Volk überwacht sich durch Generalverdacht effizient selbst: Wer mehr als 5.000€ bar besitzt muss Terrorist sein. Oder aber Geldwäscher. Also,… jedenfalls nicht normal. Das sollte jemand mal überprüfen…
  • Das eigene (!) Geld kann nicht mehr abgehoben werden. Ein Bankrun innerhalb eines Finanzsystems, das sich dauerhaft im Ausnahmezustand befindet, nicht nicht mehr machbar. Es kann so zumindest nicht mehr durch den lästigen Souverän zum Zusammenbruch gebracht werden. Für das „große Geld“ gilt dies natürlich nicht – Dynastien und Unternehmen brauchen kein Bargeld um ihr zukünftiges Erbe in Sicherheit zu bringen (siehe Bail-in in Zypern).
  • Negativzinsen sind nur ohne/mit begrenzter Menge an Bargeld möglich – eine willkommene Methode „Gewinne“ zu generieren, wenn wirtschaftlich kein Wachstum mehr möglich ist. Und ja, dies täten alle Banken, also kein Ausweichen mehr möglich. Oder aber um hoffnungslos überschuldete Unternehmen oder Staaten zu sanieren…
  • Giralgeld ist noch teurer als das angeblich so „ineffiziente“ Bargeld, mehrere Prozent pro Transaktion – nur ist es für den Konsumenten unsichtbar (siehe Kreditkarten oder Paypal). Diese private Steuer ist dann an Unternehmen und Banken statt den Staat ab zu geben. Bargeld kostet laut Bundesbank lediglich 0,3% des Umsatzes (Kopie). Uns selbst das Teuerste am Bergeld sind die Münzen und Kleinbeträge – die ja eben nicht wegfallen sollen.

Gleichzeitig sind Bargeldbeschränkungen und -verbote, darum geht es auf lange Sicht, unwirksam gegen Steuerbetrug**, Wirtschaftskriminalität und Terrorismus. Dies findet heute schon im großen Stil unbar statt. Warum sollte sich das ändern?! Jemand, der etwas illegales, sprich verbotenes, tut… Würde der sich durch das Verbot (!) etwas verbotenes zu tun (!) davon abhalten lassen? Kann man sich das in der Praxis so vorstellen: „Oh, Schmiergeldzahlungen über 5.000€ sind nicht mehr erlaubt. Misst! Na, dann halt nicht.“ Oder: „Meister, wir können die Kämpfer für den ‚unseren Krieg‘ nicht mehr bezahlen. Auch Waffen auf dem Schwarzmarkt kaufen ist unmöglich geworden, denn es gibt ja nun die Obergrenze für Barzahlungen!“ Warum sollte man also etwas planen, was in der Praxis keinen einzigen Vorteil, sondern allen nur Nachteile bringt?

Italien hat gerade, wegen nachweisbarer Unwirksamkeit und zu großer Nachteile, die Grenze wieder von 1.000 auf 3.000 angehoben. Also: Warum diesen Unsinn überhaupt planen?

Die Einschläge kommen also näher. Wer sagte letztens noch: „Sorgen machen ich mir dann, wenn der Finanzminister sagt, er mache sich keine Sorgen.“ So wie letzte Woche. Doch es wird schon irgendwie weitergehen. Ging ja immer weiter. Also entspann‘ dich:  Hat ja keiner vor eine Mauer zu errichten


* Ja, die Daten würden genutzt. Sie sind bereits „jetzt“ so interessant, dass Unternehmen freiwillig dafür zahlen (siehe Paybackpunkte). Aber selbst das selbstlose Gebaren, einem unbedingt Rabatte machen zu wollen, führt noch zu Mehrgewinnen – sonst würde das System nicht mehr existieren (auch wenn das das kleinste Problem ist). Gleiches gilt auch für private Wegelagerer wie die Schufa. Oder Haftpflicht-, KFZ- oder Krankenversicherungen. Oder das Finanzamt.

** Die Steuerehrlichkeit wird nicht durch Überwachung gestärkt, sondern durch den Eindruck der Steuerzahler, dass dieses sinnvoll ist, einem guten gemeinschaftlichen Zweck dient und gerecht durchgeführt wird. Dieses Gefühl ist jedoch leider bei vielen bereits verloren. Teilweise weil man sich (fälschlicherweise) einbildet, man benötige den Staat und seine Infrastruktur zum Wirtschaften nicht und alles sei aus eigener „Leistung“ entstanden. Warum also sollte man etwas abgeben? Teilweise, weil man seit Jahren durch „Steuern sind per se böse“-Kampagnen indoktriniert wurde. Teilweise, weil an anderen Stellen Verschwendung stattfindet, die nur einem kleinen Kreis von meist wohlhabenden Menschen oder gar einzelnen, mit Politikern verbundenen Firmen, dient. Teilweise, weil Millionen Menschen so wenig für sich (und so viel für andere) verdienen, dass sie es als moralisch vollkommen gerechtfertigt ansehen, keine Steuern (mehr) zu zahlen.

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